6-1: Regionalligist düpiert Champions-League-Anwärter

Aufgrund der teils unvollständigen Berichterstattung der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen, sieht sich Blog36 dazu aufgefordert, die Geschehnisse auf dem Rasen beim gestrigen Freundschaftsspiel zwischen dem KSV Hessen Kassel und Borussia Mönchengladbach, aus unserer Perspektive aufzubereiten. So ordnete die HNA das Geburtstagsständchen, welches aus dem Block 36 dem Gladbacher Innenverteidiger und dänischem Nationalspieler Jannik Vestergaard dargeboten wurde, fälschlicherweise den Gladbacher Fans zu. Nicht der einzige Fauxpas der HNA-Redakteure, wie folgender Bericht aufdeckt.

Bei strahlendem Sonnenschein empfingen 10.000 Kasseler Fans, die nahezu ausnahmslos in rot-weißer Löwenbekleidung das Stadion aufsuchten, den ambitionierten Champions-League-Anwärter von Borussia Mönchengladbach um den aus Kassel stammenden Trainer André Schubert. Schubert war es wohl auch überhaupt erst zu verdanken, dass dieses Testspiel zu Stande kam. An dieser Stelle sei ihm erstmal herzlich gedankt. Die Einnahmen wird der KSV in der nächsten Zeit gut gebrauchen können.

Auf dem Platz legten die Löwen dann los wie die Feuerwehr, erspielten sich gute Chancen und gingen bereits in der 9. Minute durch Marco Dawid mit 1-0 in Führung. Das 22-jährige Nachwuchstalent legte 10 Minuten später nach und erhöhte auf 2-0. Nach einer guten halben Stunde war es dann dem kirgisischen Brasilianer in den Reihen des KSV, Sergej Evljuskin, vergönnt, mit einem gefühlvollen Freistoß auf 3-0 zu erhöhen. Gladbachs Keeper Nicolas, der den Schweizer EM-Fahrer Yann Sommer im Kasten vertrat, konnte einem leidtun und auch Ex-KSV-Sportvorstand André Schubert hatte sich seine Rückkehr nach Kassel wahrlich schöner vorgestellt. Daran änderte auch der Anschlusstreffer von Neu-Gladbacher Sascha Korb nichts. Korb war vor der Saison von den Offenbacher Kickers an den Niederrhein gewechselt und war der einzige auf dem Platz, der Trainer Schubert zu überzeugen vermochte. Fünf Minuten vor der Pause setzte Tobi Damm dann mit dem 4-1 einen imposanten Schlusspunkt hinter eine furiose erste Halbzeit der Löwen. Gästetrainer Schubert gestand nach dem Spiel, in der Halbzeit überlegt zu haben, das Handtuch zu werfen und zum KSV zurückzukehren. Sein Vorschlag, zur Winterpause die Nachfolge von Torwarttrainer Michael Gibhardt anzutreten, wurde aber vom Vorstand einstimmig abgelehnt.

Und so fing die zweite Halbzeit für Schubert genauso an, wie die Erste endete. Zehn Minuten nach Wiederanpfiff war es erneut Tobi Damm, der sich wunderbar durch die gegnerische Abwehr tankte und zum 5-1 erhöhte. KSV-Trainer Tobi „Cralle“ Cramer zeigte sich deutlich zufrieden – ganz im Gegensatz zu seinem Gegenüber: Schubert hatte jetzt endgültig die Nase voll und tauschte in der 64. Minute die komplette Mannschaft aus – ein Novum im deutschen Spitzensport, der obendrein gar nichts brachte. Der eingewechselte Christoph Kramer krachte in der 70. Minute mit der souverän pfeifenden Schiedsrichterin Katrin Rafalski zusammen und brach bewusstlos zusammen. Gerüchten zufolge soll er, als er wieder bei Bewusstsein war, Rafalski gefragt haben, ob dies das Hessenpokalfinale sei.

Der KSV hatte noch nicht genug und wollte nun auch dem zweiten Anzug der Fohlen zeigen, wo der Ziegenbock den Honig hat. Dem eingewechselte Adrian Bravo-Sanchez gelang wenige Minuten vor Abpfiff der Partie das 6-1. Schubert war zu dem Zeitpunkt schon völlig in sich zusammengebrochen. Einzig Jannik Vestergaard strahlte über beide Ohren: „Dass der Block 36 mir dieses schöne Ständchen gesungen hat, ist eine überragende Erfahrung. Unsere eigenen Fans bekommen so etwas ja nicht auf die Kette“, so das Geburtstagskind und ergänzt: „Man wird ja nur einmal 24. Diesen Tag werde ich niemals vergessen. Danke Kassel!“

Nach Abpfiff der Partie hatten die gedemütigten Gladbacher Stars keine Zeit mehr für Autogrammwünsche und ausführliche Stellungnahmen. Ihr Mannschaftsbus brachte sie (ungeduscht! Ih gitt!) schnell zum Caldener Flughafen. Leider fiel dort der Linienflug nach Mönchengladbach mangels Masse aus, so dass die Gladbacher Spieler mit dem Taxi nach Paderborn gebracht werden mussten von wo aus sie den Rückflug mit ordentlich Verzögerung antraten. Ein rundum misslungener Tag für die Fohlen, denen nun schwere Zeiten in der Champions League-Quali drohen. Der KSV dürfte nun befreit zum Liga-Auftakt nach Pirmasens reisen. „Es war schön, sich mal den Frust von der Seele zu ballern. Da kam uns Gladbach gerade recht“, so Doppeltorschütze Damm nach dem Spiel. Vom „Uffstiech“ möchte Damm dennoch nicht sprechen: „In der Liga erwarten uns ganz andere Kaliber. Da müssen wir schon realistisch bleiben.“ Zur Überraschung aller zauberte Trainerfuchs Cralle nach Spielschluss noch eine Neuverpflichtung aus dem Ärmel: „Sascha Korb hat den Bus zum Flughafen verpasst und möchte nun für die Löwen kicken. Weil wir ein großes Herz für abtrünnige Offenbacher haben, werden wir dieser Bitte entsprechen und heißen Sascha in Nordhessen Herzlich Willkommen“, so der Trainer zum Abschluss eines rundum erfolgreichen Tages.

2 Gedanken zu „6-1: Regionalligist düpiert Champions-League-Anwärter“

  1. Wie kommt Ihr eigentlich auf „Cralle“? Das habt Ihr Euch doch ausgedacht!
    Oder halbwegs korrekt abgekupfert vom legendären Trio-Gitarristen „Kralle“ Krawinkel…

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    1. Nein, so kreativ sind selbst wir nicht. ;-)
      Im Sonder-Hessenlöwen zur vorvergangenen Spielzeit wurden Spieler und Trainerstab vorgestellt und auch zu ihren Spitznamen befragt. Cralle ist also selbst schuld daran, er hat es dort angegeben. :-)

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