Take Südwest out of Südwest – Keine Zukunft mehr für Rheinland-Pfalz und das Saarland in der Regionalliga!

Block 30 gab kürzlich anlässlich des Heimspiels gegen Eintracht Frankfurt II wichtige Denkanstöße zur dringend notwendigen Reform der Konstruktion von Regional- und Oberligen: Zweitvertretungen raus aus dem Liga-Betrieb. Sollen doch die Jungmillionäre in einer eigenen Liga kicken. Was als Forderung nicht neu ist, wurde aber am Beispiel der Eintracht hervorragend aufgearbeitet. Die Eintracht hatte sich durch die Übernahme des SC Hessen Dreieich den Startplatz in der Hessenliga erkauft – eine besonders perfide Aktion eines Vertreters des Kommerzfußballs, der sich Tradition auf die Fahnen schreibt. Ehrlicher Fußball im Herzen von Europa? Am Arsch!

Doch wer hat eigentlich sonst noch so nix verloren in der Regionalliga Südwest? Beim Blick auf die aktuelle Tabelle in dieser Saison fällt auf: Rheinland-Pfalz und das Saarland müssten eigentlich zwingend verschwinden. Warum? Aktuell befinden sich vier Mannschaften aus den beiden Bundesländern in der Liga. Zum Vergleich: in der Saison 2017/18 waren es noch doppelt soviele. Jenny Elversberg, Saarbrücken und Freiburg II sind mittlerweile im Profifußball angekommen. Viele andere dümpeln in den Niederungen des Oberligafußballs herum, bekommen aber Jahr für Jahr die Möglichkeiten, wieder in die Regionalliga aufzusteigen. Was der VfL Bochum in den 90er-Jahren für die Bundesliga war, ist Schott Mainz für die Regionalliga Südwest: eine Fahrstuhlmannschaft. So weit, so schlecht.

Aktuell tummeln sich drei dieser vier verbliebenen Mannschaften auf den letzten Tabellenplätzen: Eben dieses wieder einmal aufgestiegene Schott Mainz, die ebenfalls aufgestiegene TuS Koblenz und überraschenderweise auch die Zweitvertretung von Mainz 05. Zudem scheitert der FC Homburg mal wieder an seinen eigenen Ansprüchen und belegt aktuell einen Platz im unteren Mittelfeld. Die Liste der Gescheiterten aus dem Südwesten ist wahrlich lang: Wormatia Worms, Eintracht Trier, RW Koblenz, Saar 05 Saarbrücken, FK Pirmasens, Kaiserslautern II, Röchling Völklingen, SC Idar-Oberstein – als Kasseler Allesfahrer*in konnte man in den vergangenen Jahren die ganze Südwest-Provinz kennenlernen. Die Verweildauer der Clubs in der Regionalliga hingegen ist jedes Mal zeitlich stark begrenzt. Grund genug um jetzt zu sagen: Schluss jetzt! Schmeißt die Südwest-Mannschaften aus der Regionalliga Südwest! Alles was dort kicken kann, ist mittlerweile im versauten Profifußball angekommen. Und der Rest soll halt in einer eigenen Saarland-Liga oder sowas spielen – meinetwegen mit der 3. Mannschaft der TSG Hoffenheim oder der Charly Körbel-Gedächtniself.

Ok, das ist vielleicht als Forderung jetzt etwas zu hart. Aber dennoch könnten manche Gegebenheiten mal hinterfragt werden. Zum Beispiel, warum aus diesen zwei Bundesländern regelmäßig drei Mannschaften kommen, die für die erste Runde des DFB-Pokals qualifiziert sind während es in Hessen nur einen einzigen Vertreter gibt? Wir reden hier immerhin über die Verteilung finanzieller Mittel wie TV-Gelder und Prämien, welche die Vereine möglichst sinnvoll in ihre Kader investieren könnten. Trotz einer klaren Übervorteilung macht man dies im Südwesten offenbar besonders schlecht. Die nackten Zahlen werfen Fragen auf: Der Hessische Fußballverband hat ca. 550.000 Mitglieder und damit immer noch etwa 60.000 mehr als die drei (!) Fußballverbände aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland zusammen! Und dennoch gibt es eben im Südwesten drei Startplätze und in Hessen nur einen. Während sich in Hessen unser geliebter KSV Jahr für Jahr mit anderen Regionalligisten wie dem (Scheiß) OFC, dem FSV Frankfurt, dem TSV Steinbach, Lehnerz, oder gar mit Drittligisten wie Wiesbaden um einen einzigen Startplatz rumprügeln muss, genügte dem FC Homburg im letzten Jahr ein Entscheidungsspiel gegen den oder das SV Auersmacher zum Einzug in die erste Runde des DFB-Pokals. Während wir beim KSV genau wissen, wie zugenagelt die Türen zu den Fleischtöpfen sind, reichte Rot-Weiß Koblenz ein 1:0 in der Verlängerung gegen den TuS Immendorf um den Rheinland-Pokal zu gewinnen und somit in den DFB-Pokal einzuziehen. Immendorf ist aktuell Zwölfter in der sechstklassigen Rheinlandliga. Herzlichen Glückwunsch. Und natürlich: Schott Mainz darf auch mitmachen, weil sie sich im Elfmeterschießen des „Südwest-Pokalfinals“ gegen Worms durchgewürgten. So. Für alle drei gabs dann erstmal schön 215.000 Euro Startprämie plus attraktive Gegner inkl. voller Hütte: Schott durfte gegen Borussia Dortmund ran. Homburg landete den Lucky Punch und schmiss (zugegebenermaßen dankenswerterweise) die verhassten Lilien aus dem Pokal, was zusätzliche Einnahmen von mindestens 430.000 Euro für das Erreichen der 2. Runde bedeutet. Wenn man sich vergegenwärtigt, wie ungleich der Zugang in Hessen und im Saarland zum DFB-Pokal ist und was das für die Startvoraussetzungen einer Regionalligamannschaft bedeutet, braucht man das Wort „Wettbewerbsverzerrung“ schon gar nicht mehr in den Mund nehmen.

Was also tun? Höchste Zeit für die Gründung eines eigenen nordhessischen Fußballverbandes! An Mitgliedern dürfte so ein Verband immer noch mehr haben als jene in MeckPomm, Bremen oder Sachsen-Anhalt. Und dann könnte man einen eigenen Landespokal ausspielen. Achtelfinale in Schrecksbach, Viertelfinale in Rothwesten, Halbfinale in Baunatal und das Finale dann gegen den CSC 03 auf neutralem Platz – der Hessenkampfbahn! Und Zack: DFB-Pokal, sprudelnde Einnahmen, Uffstiech und am Ende Europapokal! Wie geil das wäre (nur Adler Weidenhausen müsste man entweder konsequent aus dem Weg gehen oder gleich nach Thüringen verkaufen)!

Was jetzt hier utopisch oder vielleicht sogar anmaßend klingt, ist im Saarland jedes Jahr Realität: Homburgs Weg ins Glück führte im Sparkassen-Pokal in der vergangenen Saison über die SG Bostalsee, Hellas Bildstock, Eppelborn und eben Auersmacher – allesamt Sechst- oder Siebtligisten. Eine weitere Option für mehr Gerechtigkeit wäre es, dass man den Mannschaften aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland die Privilegien nimmt. Sie beweisen seit Jahren, dass die Aufsteiger aus ihren Ligen in der Regionalliga nicht wirklich konkurrenzfähig sind – trotz üppiger Einnahmen aus dem Pokal.

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