Drei Tage im September

Wie geil ist das denn bitte?! Drei Heimspiele an drei aufeinanderfolgenden Wochenenden im heimischen Auestadion. Fußball, Fußball, Fußball! Balingen, Barockstadt und die Erzrivalen aus Offenbach. Hat die Corona-Pandemie die Fanseele doch sehr getrübt und das Ende der Sommerpause konnte nicht schnell genug kommen, so blickt man doch als Fan mit umso größerer Freude auf den September. Doch warum kommt keine richtige Stimmung auf? Liegt das etwa nicht auf der Hand?

Die Antwort scheint zunächst einfach: Seit dem 20.08.22 trägt unser KSV die rote Laterne und kam bereits seit dem ersten Spieltag nicht über die Abstiegszone hinaus. Da kommen aus dem nicht allzu entfernten Hinterkopf direkt wieder die Erinnerungen hoch: Dörfer, Dörfer, Dörfer. Bolzplätze und hessische Pampa und der Schmerz als in Flieden plötzlich alles aus war. Nächste Saison fahren wir dann wieder Auswärts nach Baunatal, Hadamar und Unter-Flockbach. Endlich wieder Kreispokal! Und dann die nächste Insolvenz?

Faktisch ist das natürlich erstmal alles großer Quatsch! Gerade mal 5 von 34 Spieltagen liegen hinter uns. Vom Spitzenreiter Ulm trennen uns bisher gerade mal 11 Punkte. Den meisten von uns dürfte das alles auch klar sein. Doch zu tief sitzt noch der Schmerz der letzten Jahre. Wir sind noch gar nicht richtig raus aus dem Stimmungstief und schon blicken wir wieder in den Abgrund. Als Fans mussten wir so einiges mitmachen in den letzten Jahren und insofern ist die schlechte Stimmung vielleicht auch gar nicht so sehr dem Tabellenplatz verschuldet, sondern der fehlenden Zeit, die es jetzt gebraucht hätte um Insolvenz, Hessenliga und Corona-Pandemie zu verarbeiten. Wie einige bereits bemerkt haben hat auch die kreative Arbeit im Blog36 gelitten. Auch wir werden uns die nächsten Monate noch fragen müssen wie es sinnvoll weitergeht.

Sich die Gründe zu vergegenwärtigen ist aber ein geringer Trost. Machen wir uns nix vor: Die Stimmung ist im Keller. Das Verletzungspech tut sein Übriges. Der Druck auf Trainer und Mannschaft steigt. Wie kommen wir da heil raus?

Nicht umsonst erinnert die Überschrift Drei Tage im September an die berühmten „Sieben Tage im Juni“ 1985, nach denen unser KSV nach 97 Tagen als Spitzenreiter doch noch innerhalb einer Woche den nahezu sicheren Aufstieg in die Bundesliga verpasst hat (vgl. Hedler et al 2017:40f)1. Es war einer dieser Schicksalsmomente unseres Vereins, der eine Narbe hinterlassen hat, die bis heute – über 36 Jahre später – noch erkennbar ist. Wie oft honn mä schon die Geschichten gehört wie de Hess’n damals b e i n a h e in der 1. Bundesliga gespielt hätten. Die Ursünde, die zu einer Abwärtsspirale geführt hat, von der sich der Verein bis heute nicht vollständig erholt hat.

These: Vielleicht gibt es ja die Chance, die Geschichte umzudrehen. Vielleicht sagen in 36 Jahren die Fans: „Damals im September ’22, da fing das Blatt an sich zu wenden. Obwohl wir auf einen schlechten Platz standen, obwohl wir viele Verletzte hatten, obwohl wir keine Zuschauermagneten zu Gast hatten, obwohl wir keine Kohle hatten, haben unsere Löwen alles gegeben und seitdem ging es nur Bergauf.“

Lichtblicke und gute Gründe weiter ins Stadion zu gehen gibt es zu genüge: Zunächst wäre da die Tatsache, dass die Stadionwurst geil ist, die viel gewünschte Pommes rot-weiß gibbets auch endlich und die Vergrößerung auf 0,5 Liter Bier sorgt für weniger Wegezeiten abseits der Tribüne. Zweitens: Tobi Damm ist immer noch bestaussehendster Trainer der Liga. Das Gemähre im Netz ist uns natürlich nicht entgangen aber mal im Ernst ihr Mährer*innen: Tobi bleibt. Punkt. Drittens: Noah „zwei-von-jeder-Torart“ Jones hat bisher eine gute Figur gemacht obwohl so viel Hoffnung auf ihn gesetzt wurde, dass man den Druck in seinem jungen Alter auch erstmal aushalten muss. Viertens: Das zweite Bier ist auch 0,5 Liter groß. Fünftens: Die Löwen kämpfen. Jaja, niemand sieht gerne ein 0:0, aber gegen Freiberg haben wir gesehen, dass die Mannschaft Bock hat und das reicht um selbst mit Bock ins Stadion zu kommen. Sechstens: Corona konnte uns nicht stoppen. Trotz zwei Jahren teilweise ganz ohne Fußball oder in abgespeckter Form sind wir wieder da. Kassel: Eins. Corona: Nuuull. Dankö. Biiittö. Niemand hat den KSV in der Zwischenzeit vergessen. Stadion voll als wäre nix gewesen. Im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten sogar leicht erhöhter Schnitt. Siebtens: Jetzt erst recht! Selten wurde der Support von den Rängen so sehr gebraucht.

Erstmal heißt es jetzt Balingen bezwingen. Die Gäste aus der Sippe des Balgo am Rande der Schwäbischen Alb haben mit zwei Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen einen gemischten Saisonstart hingelegt. Zuletzt gegen den FC Homburg verloren, gegen den wir auswärts am 13.09. ran müssen. Mit einer Bilanz von 4 0 1 haben die Homburger einen starken Start hingelegt und konnten sich vorerst auf Tabellenplatz zwei niederlassen. Zudem legten die Albrandschwaben ein Unentschieden gegen die Barockstädter hin, die wir am 16.09. im heimischen Auestadion zum Flutlichtspiel empfangen werden. Schön, das man drei Tage nach einem Dienstagsspiel direkt freitags wieder ran darf. Aber es sind ja nur vier Stunden Fahrzeit an die Saar und nochema vier zurück. Was für eine Liga!

Barockstadt platt! Die jüngst aufgestiegenen Retortenosthessen haben bisher ebenso wie Balingen-ohne-H eine Bilanz von 2 1 2 vorzuweisen, haben aber gerade gegen die Bahlinger-mit-H 4:1 gewonnen.

Als letztes im September geht es ran gegen das Letzte: Offenbach. Ein Derby zu dem man eigentlich keine Worte mehr verlieren muss. Offenbach bisher ebenso mit 2 1 2 in die Saison gestartet. Zwar haben wir im Februar noch gegen die Südhessen gewonnen, doch Daten und Zahlen sind hier zweitrangig. Das traditionell aufgeladene Derby schreibt eigene Regeln. In der Gesamtbilanz gehen aktuell je 13 Siege an Offenbach und Kassel, sowie 9 Unentschieden. Und ja, ihr hab richtig gezählt! Das nächste Derby wird das 36. Duell gegen Offenbach! Mit ordentlich Zuschauer*innen wird es ein würdiger Abschluss für einen großartigen Monat September. Mal ehrlich, bei aller – rein sportlichen – Rivalität, was wären wir ohne die sch… ich meine die dre… äh… die Hun… also… also den OFC? Wenn man sich mal die einschlägigen sozialmedialen Seiten ansieht, scheint die Stimmung da unten in Möchtegern-Hessen ziemlich angespannt zu sein. Es fragt sich ob OFC Trainer Schmidt den Weg ins echte Hessen überhaupt noch antritt.

Nach der vollständigen Vernichtung des OFCs – Rezo Style – folgt traditionell der goldene Oktober: Zunächst usswärts bie Walldorfs Astoria. Die Mini-Hopps haben bisher auch keinen guten Start hingelegt (1 0 3). Punktepotenzial also vorhanden. wer am 01. Oktober nicht auswärts fahren will kann sich zu Hause um 15 Uhr unserer U23 widmen bevor um 17 Uhr ebenso zu Hause unsere 1. Frauen gegen Marburg ran muss.

Nachdem die Stuttgarter Reserve vom Auestadion ohne Abendessen ins Bett geschickt wird, geht’s wieder usswärts gegen die aktuellen Spatzenreiter aus Ulm. Auch hier spielen unsere Frauen zu Hause.

Gegen Steinbach Haiger kann man dann schon wieder froh sein zu Hause zu spielen und nicht nach Mittelhessen ins traurigste Stadion der Welt fahren zu müssen (#SchlagtDemKopfDenHahnAb).

Nochmal schnell auswärts Mainz zerballern und dann ist der Oktober schon vorbei. Zack fertig, Spitzenreiter Hessen Kassel. An der Stelle nochmal der Hinweis auf unseren Kalender den man sich HIER einfach herunterladen kann um den glorreichen Aufstieg unseres Vereins mitverfolgen zu können.

Fazit:

Wir wissen, dass unsere Löwen kämpfen können und das ist es doch was wir – gerade jetzt – im Auestadion sehen wollen: Löwen die auf dem Platz alles geben. Im November sind wir Spitzenreiter und in der Rückrunde zerlegen wir die ganze Liga, wenn Corona uns nicht im Winter stoppt. Wer was anderes behauptet ist Defätist*in und hat keine Ahnung vom Fußball. Der oder die kann ja in der Zeit Bier holen gehen. Prost! Auf drei schöne Tage im September.

1 Hedler, Christian, Kathrin Rommel und Oliver Zehe. (2017). Südstadtmythen. Geschichte & Geschichten des Kasseler Sportverein Hessen e.V. Eigenverlag.

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