„Eins ist klar: ich bin nicht aus Amerika zurückgekommen um mich auf die Bank zu setzen!“ – 3,6 Fragen an Niklas Neumann

Es ist eine kleine Sommerpausen-Sensation: der verlorene Sohn kehrt zurück, Niklas Neumann wird wieder ein Löwe! Nach seinem Abi am Goethe-Gymnasium zog es den mittlerweile 21-Jährigen im vergangenen Jahr an die University of Maryland: College-Soccer statt Hessenliga. Doch wenige Monate und eine Pandemie später ist nichts mehr wie es war: zur kommenden Spielzeit trägt Niklas wieder den Löwen auf der Brust.

Neben unserer Nummer 1 Max Zunker, dem Langzeitverletzten Niklas Hartmann sowie den Nachwuchshoffnungen Nicolas Gröteke und Jonas Labonte ist Niklas Neumann der fünfte Torwart im Kader von Trainer Tobi Damm. Ist diese Verpflichtung also überflüssig? Keineswegs. Denn kaum ein Spieler hat in der Vergangenenheit offener seine Identifikation mit dem Verein und der Fanszene gezeigt und gelebt als Niklas. Blog36 war zu Tränen gerührt, als Niklas fortan in seinem Collegeteam, den Maryland Terrapins, mit der Rückennummer 36 auflief. Wir werden Motivation, Leidenschaft und Identifikation brauchen im rauen und langen Liga-Alltag der neuen Spielzeit.

Im Blog36-Interview spricht er über das Kicken in Zeiten von Corona, seine Ambitionen bei den Löwen und über betrunkene Studenten beim College-Fußball.

Blog36: Welcome back, Niklas Hartmann! Zwinkersmiley! Wie gehts dir, wie waren die letzten Monate für dich und wie kam es zum erneuten Kontakt mit dem KSV?

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Niklas im Trikot der Maryland Terrapins; Foto: privat

Niklas: Hallo zusammen, mir geht es soweit bestens, glücklicherweise hatte weder ich, noch Familienangehörige das Pech sich mit Covid-19 zu infizieren. Das Abenteuer Amerika ist ja jetzt doch schneller zu Ende gegangen, als ich selbst gedacht habe. Als ich am 18. März aufgrund der Corona-Pandemie wieder zurück nach Deutschland geflogen bin, hätte ich jedenfalls nicht damit gerechnet heute wieder ein Löwe zu sein. Anfangs hatte ich nur, um mich fit zu halten, beim KSV Hessen Kassel wieder mittrainiert. Als dann jedoch die Chancen auf eine baldige Rückkehr in die USA gesunken sind und eine Fußballsaison im kommenden Jahr immer unwahrscheinlicher wurde, informierte ich die Verantwortlichen vom KSV Hessen Kassel über den aktuellen Stand der Dinge. Daraufhin teilten mir die Verantwortlichen des Vereins mit, dass die Kaderplanug auf der Torhüterposition eigentlich abgeschlossen sei. Aber der Verein hat trotzdem großes Interesse gezeigt und die Chance mich erneut zu verpflichten wahrgenommen. In den vergangenen Wochen wurden dann die Gespräche immer konkreter, sodass ich nun seit vergangenem Dienstag wieder offiziell zur Löwenfamilie gehöre. Somit ist das Kapitel Amerika doch früher als erwartet abgeschlossen. Ich blicke zurück auf ein unfassbar lehrreiches Jahr in den Staaten, wo ich nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch privat unglaublich viel dazu lernen durfte. Ich habe Freundschaften mit Menschen aus allen Kontinenten dieser Erde geschlossen, die sicherlich trotz meiner verfrühten Abreise weiterhin bestehen bleiben werden.

Blog36: Wie hast du den Corona-Lockdown erlebt und welche Auswirkungen hatte das für dich?

Niklas: Im März wurde, wie auch in Deutschland, unsere Saison abgebrochen und der Trainingsbetrieb eingestellt, sodass von da an die große Langeweile begann. Ich hab mich dann relativ schnell dazu entschieden den Lockdown in Deutschland auszusitzen und bin dann Mitte März zurück nach Hause gereist. Besonders am Anfang wo die Trainingsmöglichkeiten noch sehr begrenzt waren, war es schon ganz schön langweilig. Für so lange Zeit nicht auf dem Platz zu stehen, war für mich nicht leicht, weil mir der Fußball mein Leben lang immer eine gewisse Struktur im Alltag gegeben hat. Allerdings hab ich dann für mich schnell entschieden das Beste aus der aktuellen Situation zu machen und mich nicht weiterhin davon runterziehen zu lassen. Wahrscheinlich wäre ich ohne Covid-19 nicht wieder beim KSV Hessen Kassel gelandet, sodass Corona sogar was Positives mit sich gebracht hat.

Blog36: Wie sieht die Zukunft für dich jetzt aus? Ist deine Rückkehr auf Dauer angelegt? Und welche Ambitionen hast du für die kommende Saison?

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Will doch nur spielen: Niklas; Foto: Fullewasser

Niklas: Das ist natürlich am Anfang einer Saison schwierig zu sagen und hängt sicherlich davon ab, ob wir in der kommenden Saison unsere Saisonziele erreichen oder nicht. Ich bin noch ein junger Torhüter und muss noch viel dazu lernen. Ich glaube aber auch, dass ich auch jetzt schon mit 21 Jahren in der Lage wäre, Regionalliga zu spielen. Deshalb kann ich mir auch vorstellen im Falle dessen, dass ich mich als Nummer 36 im Tor etablieren kann langfristig beim Herzensverein zu bleiben. Eins ist klar, ich bin nicht aus Amerika zurück gekommen um mich auf die Bank zu setzen.

Blog36: Bevor du auf der Bank sitzt, kommst du lieber in den Block! Damit hat dann auch die letzte Frage zu tun: Wie waren eigentlich die Fans in Maryland – auch im Vergleich zu den Fans im Auestadion?

Niklas: Bei unseren Heimspielen in Maryland waren die meisten Zuschauer Studenten, die sich auch oftmals schon Stunden vor dem Spiel getroffen haben um sich zu betrinken. [Blog36: Geil!] Nicht, dass ihr nicht auch schon immer das ein oder andere Krombacher Kaltgetränk zu euch genommen habt vor Spielbeginn, jedoch weiß ich, dass ihr Verrückten definitiv mehr Fußball Sachverstand habt, als die meisten Amerikaner. Somit ist die letzte Frage auch ganz einfach zu beantworten: Block 36 ist und bleibt der geilste Block der Welt!

Blog36: Hach Niklas, das geht runter wie Bier! Danke für das Interview, wir wünschen dir für deinen Neu-Start beim KSV alles Gute und uns allen eine schöne Saison!