769 Tage. Das entspricht 18.456 Stunden. Oder eben 66.441.600 Sekunden. So lange ist es her, dass der KSV sein letztes Spiel in der Regionalliga Südwest zum Besten gab. Zusammen mit namhaften Clubs wie Röchling Völklingen, TSV Schott Mainz und eher unbedeutenden Vereinen wie TuS Koblenz sowie Stuttgarter Kickers musste der einzig wahre Kasseler Fußballverein trotz eines 3:2 Sieges gegen Stadtallendorf die vierthöchste Spielklasse Deutschlands verlassen.
Ein herber Schlag – für die Regionalliga!
Während der KSV sich in der Hessenliga fröhlich von Dorfplatz zu Dorfplatz schoss und wir als Fans regionale Spezialitäten wie die großartigen Köfte in Friedberg genießen durften, kehrte in der Südwest-Staffel der Regionalliga die Tristesse ein.

Die aus unteren Ligen eingekauften vermeintlichen Hochkaräter FK Pirmasens und TSG Balingen entpuppten sich entgegen großer Hoffnungen als 0-8-15 Regionalligavereine – einzig der Aufsteiger FC 08 Homburg wusste zu überzeugen und landete am Ende auf Rang 3. Große Spannung blieb in der ersten Saison ohne den KSV aus. Während sich die Regionalliga Südwest in der letzten KSV-inhärenten Saison 2017/18 noch dem selbstauferlegten Motto „Meister steigen niemals auf“ treu blieb (Der FC Saarbrücken scheiterte traditionell in der Relegation) konnte in der Saison 2018/19 der verbliebene Haufen an Vereinen die Schmach nicht verhindern, dass eine mittelmäßige Rumpeltruppe aus Mannheim den Aufstieg in die 3. Liga schaffte. Die angesprochenen Verantwortlichen sind somit auch nicht unschuldig daran, sollte dem Waldhof ein Durchmarsch in Liga 2 gelingen. Unvorstellbar, so etwas hätte es mit dem KSV niemals gegeben. Immerhin konnte man sich in dieser Saison dem Konstrukt „Hessen Dreieich“ per demütigendem Abstieg auf dem letzten Platz entledigen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass man über eine durchweg einschläfernde Saison sonst nichts weiter schreiben sollte.
Dem KSV wurde auf ehrenhafte Art und Weise eine weiteres Jahr Hessenliga gegönnt – selbstverständlich ist die nicht-Erfüllung des Schiedsrichtersolls kein Zufall gewesen. Somit war klar, dass das Oberhaus der RLSW ein neuerliches langes Jahr ohne ihren einstigen Shootingstar auskommen musste. Und es kam wie es kommen musste: Eine katastrophale Spielzeit schloss sich an.
Immerhin: Freddy Löhe wusste für einige Unterhaltung zu sorgen in dem er vom westhessischen Exil in die Metropole Gießen wechselte, nur um dort den Pleitegeier kreisen zu lassen und den sicheren unmittelbaren Wiederabstieg einzuleiten. Doch dann kam die Pandemie und alle Arbeit der Pomade war für die Katz.
Der FC Gießen durfte genausowenig absteigen, wie sich das der FK Pirmasens gewünscht hätte – ein Wiedersehen mit dem KSV kann sich dort nun wirklich niemand wünschen. Dabei war der Ausflug in die Regionalliga für den FC Gießen ein finanzielles Desaster, der Abstieg war fest eingeplant, um nicht insolvent zu gehen – nun kratzt Löhe persönlich jeden Groschen zusammen, der sich in Mittelhessen finden lässt und hofft, sich ein weiteres Jahr Regionalliga leisten zu können.
Zu den Schuhstädtern aus Primasens muss man erwähnen, dass sie den sportlich verdienten Abstieg 2016/17 schlecht akzeptieren konnten und dem KSV eine Insolvenzverschleppung vorwerfen (zur Erinnerung: Hätte der KSV bereits in 16/17 Insolvenz anmelden müssen, wäre der KSV wegen der 9 Punkte Abzug abgestiegen und Pirmasens gerettet worden). Dabei muss auch der treueste Fan aus Primasens eingestehen: In der 4. Liga hat ihr Verein eigentlich nichts verloren – ganz im Gegensatz zum KSV, natürlich. Die damalige Konstellation war also konsequent und sachlich richtig.
Fairerweise muss man erwähnen, dass die verdiente 0:3 Niederlage gegen Elversberg und die noch zu niedrig ausgefallene 5:0 Klatsche gegen den FC Saarbrücken für die bäuerlichen Offenbacher durchaus Unterhaltungswert hatten. Ohne den Besuch der nordhessischen Auswärtsfahrer wussten sich die Offenbacher Fans ohnehin nicht zu helfen und sind scharenweise mit ihren Eltern zur Frankfurter Eintracht ins Stadion gegangen.

Und was sich bereits in der ersten KSV-armen RLSW-Saison andeutete, setzte sich auch in der zweiten fort: Ein weiteres Mal wird einem Meister der Aufstieg ermöglicht. Der FC Saarbrücken muss nächstes Jahr seine Spiele in der 3. Liga absolvieren, unser Beileid an dieser Stelle.
769 Tage sind eine lange Zeit für Langeweile. Am Ende hat auch RLSW-Geschäftsführer Sascha Döther eingesehen, dass eine Regionalliga Südwest ohne den KSV möglich, aber völlig sinnlos ist.
In der nicht-öffentlichen Anlage des offenen Briefs an ihn vom 20. Mai wurde daher der nun hier veröffentlichte Blog-Artikel beigefügt. Auch unter völlig objektiver Prüfung der Fakten blieb den Gesellschaftern daher keine andere Wahl als dem KSV einen Aufstieg am grünen Tisch zu ermöglichen.
Ein weiteres Katastrophenjahr hätte die Regionalliga Südwest nicht überstanden – zum Glück ist der KSV wieder da, es wurde höchste Zeit.
Freut ihr euch auch so wie wir?