Auf geht’s ihr Löwen! Angriff auf den Aufstieg!

Das Leben ergibt endlich wieder einen Sinn: Am kommenden Samstag startet der KSV Hessen Kassel in die Hessenliga-Saison 2019/20. Durch das Spielverbot des Hessischen Fußballverbandes bestritten die Löwen vergleichsweise wenige Testspiele – das erschwert den Fans einen ersten Eindruck. Wir probieren es dennoch, schauen zurück auf die letzten Wochen und auf alles was jetzt kommt.

Als die Pressestelle des KSV Hessen Kassel am 21. Juni das Urteil des Sportsgerichts des Hessischen Fußballverbandes (HFV) veröffentlichte, wonach die Löwen mit einem zweiwöchigen Spielverbot belegt wurden, starrten nicht wenige Löwenfans ungläubig aufs Smartphone-Display. Insbesondere jene, die beim Spiel in Flieden dabei waren, dürften verwundert gewesen sein. Von „Ausschreitungen“ war die Rede. Und KSV-Anhänger sollen durch das „Schwenken von Fahnen den Spielfluss gestört haben.“ Willkommen in der Hessenliga.

Flieden schaffen ohne Waffen; Foto: Fullewasser

Wir wollen die Einzelheiten des Urteils nicht weiter kommentieren. Insgesamt betrachtet ist die Strafe aber an Absurdität nicht zu überbieten. Der HFV hat damit bewiesen, dass er keinen Plan und auch keine Expertise hat, wie er mit dem KSV Hessen Kassel umgehen soll. Einem Verein, der regelmäßig mindestens 200 Leute zu einem Auswärtsspiel mitbringt – auch auf einen Mittwochabend nach Eddersheim und auch auf einen Sonntagnachmittag nach Ginsheim-Gustavsburg.

Einerseits sollen die Löwen DAS Aushängeschild der Liga sein – man feiert sich beim HFV auch gern mal selbst mit für 15.000 Rekordspielzuschauer, lobt enthusiastisch ausrastende Löwenfans zum Saisonauftakt in Lohfelden und freut sich über tolle Reichweiten in den Sozialen Medien. Andererseits ist dann wegen einer geschwenkten Fahne der Spielfluss gestört und der Verein gehört bestraft – wohl gemerkt, der KSV war zu Gast in Flieden. So einen Stuss kann man sich gar nicht ausdenken. Die Konsequenz: Sogar das Spaßspiel gegen die Eishockey-Jugend musste verschoben werden. Wir hoffen sehr, dass dem HFV nicht aufgefallen ist, dass in der zweiwöchigen Pause Basti Schmeer beim Mau Mau-Spielen mit seinem Sohn gesichtet wurde. Wenn das rauskommt, droht wahrscheinlich Punktabzug. Also bitte nicht weitersagen!

Jedenfalls sah so der Start in die neue Saison für unsere Löwen aus. Der neue Löwen-Dompteur Dietmar Hirsch betonte wie auch Mannschaftskapitän Freddy Brill, dass man aus der Not eine Tugend machen und die Zeit nutzen werde um sich im Training besser kennen zu lernen. Die Kiebitze haben sogar gemunkelt, dass dem neuen Coach die viele Zeit nur mit seiner neuen Équipe ganz gelegen kam. Vielleicht ist es sportlich nicht entscheidend, ob man in Espenau oder beim BC Sport antritt oder nicht. Umfeld und Fans fällt es aber in diesem Jahr viel schwerer, sich einen Eindruck von den Löwen zu verschaffen. Ganz zu schweigen von den Testspielpartnern, die ebenfalls unter dem Spielverbot des Verbands leiden mussten.

Schön wärs schon gewesen – in Espenau; Foto: Blog36

Also muss man sich vor allem mit der Faktenlage auseinandersetzen. Und die brüllt einem regelrecht ins Gesicht: Unser Kader hat an Qualität dazu gewonnen. Die Abgänge sind sportlich alle verschmerzbar oder sogar verständlich. Die große Ausnahme davon bildet natürlich Niklas Neumann: Die geile Sau aus Besse hat seine Ankündigung wahr gemacht und wird für sein neues Team, die Maryland Terrapines, tatsächlich mit der Rückennummer 36 auflaufen. Was für ein geiler Typ, stay tuned!

Aber zurück zum Thema: Dem Trainer- und Funktionsteam sind im Sommer substantielle Verstärkungen geglückt, die Qualität im Kader hat deutlich zugenommen. „Mehr Professionalität“ hörte man in den vergangenen Monaten allzu oft. Gleichzeitig wird weiterhin konsequent auf junge Spieler gesetzt. Der Verein will aufsteigen und er schafft dafür die Voraussetzungen. Am Deutlichsten erkennbar ist die Qualitätssteigerung im Mittelfeld: Bereits nach dem Abstieg im Jahr 2018 kam es in diesem Mannschaftsteil zu keinem Qualitätsverlust, die Regionalligaspieler Brill, Bravo Sanchez, Evljuskin, Schwechel und Dawid blieben alle an Bord.

Und nun stößt Alban Meha mit der Erfahrung von 18 Bundesliga-, 84 Zweitliga-, 39 türkischen Süper Lig- und 6 Spielen in der Europa League ins offensive Mittelfeld dazu. Allerdings ist Meha gerade noch angeschlagen. Hinzu kommt mit Buki Zukorlic ein überaus torgefährlicher und kreativer Mittelfeldspieler aus der Lohfeldener Nachbarschaft. Mit Serkan Durna und Marius Rohde stoßen zwei Junglöwen aus der U19 zum Rudel. Kenner unserer U19 bescheinigen den beiden ein ähnliches Talent wie vor zwei Jahren Brian Schwechel. Außerdem ist damit zu rechnen, dass Inge Merle ins Mittelfeld zurückkehren wird, weil wir endlich mal wieder über echte Innenverteidiger verfügen. Fakt ist also: Im Mittelfeld ist jede Position mindestens doppelt besetzt – und das mit einer Menge Qualität.

ABS hats jetzt mit ordentlich Konkurrenz auf seiner Position zu tun; Foto: Fullewasser

Im Tor konnte man vom mehr als bedauerlichen Lohfeldener Ausverkauf profitieren und sich als Ersatz für Niklas Neumann Lohfeldens Nr. 1 Maximilian Zunker sichern. Die Überraschung folgte zugleich: Trainer Hirsch setzt zum Saisonstart wohl auf Neuzugang Zunker, Niklas „Hardy“ Hartmann wird zunächst auf der Bank Platz neben müssen. Sicher eine ungewohnte Situation für die Stammkraft der letzten Jahre. Klar wird dadurch aber: Niemand wird in dieser Saison seinen Platz in der ersten Elf sicher haben. Soviel Konkurrenz war lange nicht mehr, im letzten Jahr stellte sich die Mannschaft ja oftmals von selbst auf. Ein gutes Zeichen, solange alle am selben Strang ziehen.

Keiner hat seinen Stammplatz sicher; Foto: Hedler

Der größte Handlungsbedarf bestand in der Sommerpause sicher in der Innenverteidigung. Fortan müssen Inge und Siggi wohl nicht mehr hinten aushelfen. Mit Alex Missbach wurde ausgerechnet ein absoluter Wunschspieler von Neu-KSV-Trainerlegende Tobi Cramer verpflichtet. Cralle wollte Missbach schon seit Jahren Matze Mink beim TSV Steinbach abschwatzen – vergeblich. Nun wechselt der regionalligaerfahrene Innenverteidiger aus Erndtebrück an die Fulle. Aus Lohfelden kommt zudem Dominik Schneider, der ebenfalls auf dieser Position kicken kann, aber auch auf die Außen ausweichen kann. Nach der ärgerlichen Verletzung von Najjar umso wichtiger, dass die Abwehr verstärkt wurde.

Vergleichsweise wenig tat sich im dagegen Angriff, aber hier verstärkte sich der KSV bereits im letzten Winter mit Mahir Saglik kräftig. Aus der U19 kommt Marcel Fischer, aus der U23 Lukas Iksal. Allerdings werden die Youngster es nicht einfach haben, sich gegen Saglik, Basti Schmeer und Jon Mogge durchzusetzen. Insbesondere Mogge hat sich in der vergangenen Saison beachtlich entwickelt.

Neben der komfortableren Situation im Kader wurde mit Jörg Müller ein sportlicher Leiter installiert. Der alte Ex-Junglöwe Christian Wollenhaupt verstärkt das Funktionsteam und auch Steffen Friedrich ist wieder voll mit an Bord. Doch nicht nur das: Anders als im vergangenen Jahr gibt es wieder hochfrequentierte Trainingseinheiten auch am Vormittag, für alle, die dafür Zeit haben. Nicht so recht ins Bild passt hingegen der Abgang von Geschäftsführer Michael Krannich, der nach ruckelndem Start in den vergangenen Jahren durch akribische Kleinarbeit Verdienste erworben hat. In seiner Zeit wurde der aktuelle Trikotsponsor ins Rudel geholt und auch VW ist wieder mit dabei. Sein Abgang wiegt schwer.

Doch zurück auf den Platz: Neu ist ebenfalls, dass der KSV wieder gegen höherklassige Mannschaften testet – und sich dabei gut schlägt. Das 3:1 in Nordhausen kann man als echtes Ausrufezeichen betrachten. Insbesondere die erste Hälfte soll sehr gut ausgesehen haben. Auch die knappe Niederlage bei Drittliga-Absteiger Fortuna Köln kann sich sehen lassen. Der KSV kann mit Regionalligateams mithalten, das ist eine mutstiftende Erkenntnis.

Ein Spieler formulierte es neulich so: „Wenn du nur sagst, das du oben mitspielen willst, nimmt dir das doch eh keiner ab.“ Es ist gut, dass das Saisonziel klar formuliert ist. Dann weiß man woran man ist. Trotz erstarktem Kader sind die Löwen aber gut beraten, weiter auf Bewährtes zu setzen: Bodenständigkeit, Demut und Respekt. Weiterhin heißt es „Hessenliga annehmen“ – wozu dann auch der Umgang mit den Gepflogenheiten des Hessischen Fußballverbandes zählt. Aber es gilt auch auf dem Platz: Eintracht Stadtallendorf hat seinen Regionalligakader weitestgehend zusammengehalten und peilt den direkten Wiederaufstieg an. Ihre Testspielergebnisse können sich sehen lassen.

Das gilt eigentlich auch für Hessen Dreieich, wo genügend Kohle vorhanden ist, sich neu aufzustellen nach der blamablen Rückrunde in der vergangenen Saison. Hinzu kommt mit Fulda ein ungeliebtes wie durchfinanziertes Fußballprojekt, dass sich aber mittlerweile auf dem Platz gefunden hat. Zusammen mit dem KSV gelten diese vier Clubs wohl als Favoriten um die ersten beiden Plätze. Mit Überraschungsteams à la Hadamar’s Maul ist natürlich auch zu rechnen. Hinzu kommen weitere Annehmlichkeiten in der Liga: bei den Aufsteigern Steinbach und Neuhof fallen vergleichsweise kurze Anreisewege an, letztere haben zudem lecker Worscht. Mit Hanau 93 kommt zudem der älteste Fußballclub Hessens in die Liga, der über eine sympathische, kleine Fanszene verfügen (aber natürlich trotzdem scheiß Südhessen sind).

So schön das alles auch ist, in diesem Jahr kann der Weg nur nach oben führen. Mannschaft und Fans müssen alles daran setzen, diese Liga wieder zu verlassen. Auf geht’s Löwen, alles für den Aufstieg!

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