3,6 Fragen an Ingmar Merle: „Das passt einfach. KSV-Merle, Merle-KSV.“

Der Spieler der Hinrunde in der Hessenliga kommt vom KSV Hessen Kassel: Ingmar „Inge“ Merle setzte sich in der zentralen Online-Abstimmung der Lotto Hessenliga deutlich gegen alle anderen Mitbewerber durch. Das ist keineswegs überraschend, denn als Allrounder im Team verhindert er in dieser Saison hinten die Tore und macht gleichzeitig vorn die Kisten. Inge ist in Topform – auf dem Platz und im 3,6-Fragen-Interview mit Blog36.

Blog36: Hallo Inge! 20 Spiele, davon 20 Startelfeinsätze, acht Tore. Du hast deine Vorjahresstatistik (19/4) damit schon locker überflügelt, nachdem du aus privaten Gründen viele Spiele verpasst hattest. In der Mannschaft gehörst du zu den absoluten Leadern, marschierst voran und treibst deine Jungs nach vorn. Was bedeutet dir persönlich diese sehr erfolgreiche Hinrunde? Von Außen könnte man den Eindruck gewinnen, deine Leistungen auf dem Platz sind eine Art Befreiung für dich. Sehen wir gerade den besten Ingmar Merle aller Zeiten? Gib uns doch bitte mal Einblicke, wie es dir geht.

Inge: Hallo Blog36, für mich persönlich ist es einfach schön und sehr positiv, dass ich wieder spielen kann. Ob es der beste Ingmar Merle aller Zeiten ist, dies weiß ich nicht. Ich habe schon einige Jahre und positive Zeiten hinter mir. Aber es ist schon so, dass ich mich derzeit sehr gut fühle und hoffe als erfahrener Spieler einen Teil zum Erfolg für Mannschaft und Verein beizutragen. Nur das zählt.

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Inges Freistöße brachten dem KSV einige wichtige Tore ein. Foto: Hedler/Fullewasser

 

Du bist der viertälteste Spieler im Kader, spielst eigentlich immer durch, egal auf welcher Position. Wie ist deine Rolle in der Mannschaft, die im Sommer ja erneut stark verjüngt wurde? Nach Außen hin wirkst du ja eher ruhig und besonnen, wie ist das in der Kabine? Du gehörst ja auch zum Mannschaftsrat. Und wie ist das Verhältnis zu Tobias Cramer?

Für mich zählt immer die drei Punkte zu holen, mit allem was möglich ist. Ich bin eher der besonnene Typ und beobachte mein Umfeld gerne. Doch meine Meinung ist, denke ich, schon gefragt und die äußere ich gerne. Wenn ich merke, es läuft nicht ganz so oder die jungen Spieler brauchen mal ein Bisschen was zwischen die Hörner, dann bin ich auch einer der das klar äußert. Aber das ist auch ganz normal. 🙂 Spaß gehört dazu und braucht man auch. Aber die nötige Ernsthaftigkeit brauchen man eben auch. Denn nur dann hat man den Erfolg, den man sich wünscht.

Sonst denke ich ist meine Rolle sehr klar in der Mannschaft definiert: Ich bin ein erfahrener Spieler und habe einen hohen Anspruch an mich selbst. Ich versuche auf allen Positionen für mich und für die Mannschaft alles aus mir heraus zu holen und zugleich auch von meinen Mitspielern immer 100 Prozent zu verlangen. Denn man muss auch abverlangen können und dürfen – manchmal mehr manchmal weniger. Aber ich denke, das gelingt mir ganz gut. Da spielt das Alter und die Erfahrung auch eine Rolle. Man lernt einfach mit Situationen umzugehen und das tue ich täglich.

Im Mannschaftsrat tauscht man sich eben aus und hat einfach auch mal Meinungen, die auseinander gehen. Das diskutiert man dann und versucht Lösungen zu finden. Es kann ja nicht immer verlangt werden, dass Vereinsverantwortliche oder Trainer alles klären. Wir haben uns und unserer Mannschaft eine Verantwortung gegenüber und da gilt es auch, dass wir als Team, wenn irgendwas in der Mannschaft geklärt werden muss, auch eigene Lösungswege finden und darüber sprechen. Da sehe ich auch meine Rolle und positioniere ich mich gerne.

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Kennen sich seit Jahren: Inge und Cralle. Foto: Hedler/Fullewasser

Mein Verhältnis zu Tobias Cramer ist sowohl freundschaftlich als auch kollegial. Wir kennen uns ja schon sehr lange. Tobi war schon mal mein Trainer in der B-Jugend von Paderborn. Der Kontakt war auch immer da. Daher ist es schon eine sehr lange Verbindung, die wir haben. Wir haben einen positiven Austausch. Sowohl sportlich als auch privat und ich bin ihm auch sehr dankbar, dass er mich unterstützt hat in einer schwierigen Zeit, die ich privat auch mal hatte. Das rechne ich ihm sehr hoch an. Es ist nicht selbstverständlich, dass ein Trainer in der Form, wie er es getan hat, auf einen Spieler eingeht und das weiß ich zu schätzen.

Ansonsten können wir zusammen Spaß haben und uns auch mal anpflaumen. So ruhig wie ich manchmal bin, so kommt auch mal der Löwe raus. Löwen dürfen ja schließlich auch mal brüllen. Dafür sind wir aber alt genug und wissen das einzuordnen. Ich denke, Tobi weiß sehr gut wie er mich zu nehmen hat und ich auch ihn auch.

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Inge gibt immer alles. Foto: Hedler/Fullewasser

 

Du hast erst vor Kurzem deinen Vertrag um weitere 36 Monate verlängert, wie geil ist das bitte! Wie man aus gut informierten Kreisen hört, stand es überhaupt nicht zur Debatte, dass du den KSV Hessen Kassel verlässt. Stimmt das, und wenn ja, warum ist das so? Mit solchen Freistößen und Führungsqualitäten erweckt man doch bestimmt Aufmerksamkeit?

Der Verein kam auf mich zu und für mich stand es außer Frage, dass ich den Verein nochmal verlassen werde. Ich bin schon einige Jahre hier dabei. Die zwei Jahre, die ich weg war, hatten ja nicht damit zu tun gehabt, dass ich weg wollte. Wir sind einfach zu diesem Zeitpunkt nicht zusammen gekommen. Das hat damals einfach nicht gepasst. Doch für mich stand es immer fest, dass sofern es für beide Seiten passt, dem Weg zurück immer alle Türen offen stehen. Das passt einfach. KSV-Merle, Merle-KSV. Daher war es für mich nach einem Gespräch klar: Ich bleibe hier. Für mich zählen inzwischen andere Dinge, als den sportlichen Weg mit aller Macht voran zu treiben oder Außendarstellung. Beim KSV findet man viele, viele positive Sachen. Vor allem eine große Gemeinschaft. Und das gibt dem ganzen Recht, den Weg mitzugehen, egal in welcher Liga!

Aufmerksamkeit anderer Vereine ist relativ. Wichtig ist das, was erst mal vom Grundsatz her dahinter steckt. Warum soll ich ein positives Gefühl aufgeben und mich woanders umschauen, wenn ich nicht weiß, was kommt und ich vielleicht auch nicht das Gefühl mit hier habe. Man kann immer sagen: Chance nicht genutzt und Wege nicht ausprobiert. Aber ich sehe meinen sportlichen und persönlichen Weg hier und er wurde mir angeboten. Somit habe ich ihn angenommen – mit voller Überzeugung.

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Fühlt sich wohl beim KSV: Ingmar Merle, Papagott! Foto: Hedler/Fullewasser

 

Beim Abklatschen am Zaun merkt man, wie sehr du auch nach den Spielen noch im Tunnel bist. Fans und Mannschaft sind nun in den Genuss gekommen, so einige hessische (und bayrische) Dörfer kennenzulernen. Mal waren es mehr, mal weniger, die mitgekommen sind. Im Auestadion ist die Unterstützung der Fans nicht wegzudenken, aber welchen Einfluss hat das auf den Dorfplätzen von Waldgirmes, Hadamar oder Friedberg? Ist das Thema in der Mannschaft? Gab ja schon sehr wechselhafte Gefühle im Saisonverlauf…

Ich bin immer fokussiert, ich versuche auch nach dem Spiel, noch für mich zu analysieren und rege mich auch mal auf oder freue mich. Geht alles. Ich freue mich immer wieder ins Auestadion einzulaufen. Es ist was besonderes und bleibt es auch. Ein fantastisches Stadion. Ich hoffe, dass wir auch bald wieder andere Mannschaften darin begrüßen dürfen. Doch auch dafür brauch es Geduld und den richtigen Zeitpunkt. Für uns als Mannschaft sind die Fans das Wichtigste. Wir wollen sie immer im Boot haben.

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„Für uns als Mannschaft sind die Fans das Wichtigste“, sagt Inge. Foto: Hedler/Fullewasser

In dieser Liga, auf den kleineren Dörfern ist alles sehr nah. Ich persönlich finde es sehr geil, hat ein bisschen englischen Charakter: Dort sind die Fans auch sehr nah am Spielfeld. Aber natürlich fehlen uns allen irgendwo die größeren Stadien in dieser Saison. Doch die Situation ist, wie sie ist. Damit muss man sich befassen und sportlich alles dafür tun, um wieder neue Wege gehen zu können. Am Ende und mit der Zeit wird man sehen, wohin alles führt. Fakt ist, derzeit spielen wir dort, wo wir spielen und fertig!

Thema sind die Bedingungen schon. Die Plätze sind oftmals sehr bescheiden. Doch am Ende ist es egal, denn der Gegner muss auch darauf spielen und wir müssen die Gegebenheiten in dem Moment annehmen und unser Bestes dafür geben, dass wir erfolgreich sind! Da gilt es sich drauf einzustellen als Verein und Mannschaft und alles was dazu gehört.

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