Damm vs. Fink: Von Kapitänen zu Co-Trainern

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Tobi Damm beim großen blog36-Interview. Am Samstag nimmt er erstmals als Co-Trainer auf der Bank Platz. Foto: blog36

Am Morgen des 27. Februars 2017 sitzt Tobi Damm in seinem Büro im Volkswagen Werk Kassel. Es ist Montag. Der Kapitän und Stürmer des KSV Hessen Kassel hat ein hartes, aber erfolgreiches Wochenende hinter sich. Am Freitagabend hatten die Löwen den Spitzenreiter der Regionalliga 1:0 geschlagen. Der Sieg kam unerwartet. Waldhof hatte alle zehn vorausgegangenen Partien gewonnen. Doch Basti Schmeer erzielte bereits in der ersten Halbzeit das Tor des Tages und sicherte den Löwen wichtige drei Punkte. Der KSV auf Platz sieben, der Abstieg in weiter Ferne. Und die Mannheimer? Erwiesen sich als schlechte Verlierer.

Allen voran Kapitän Michael Fink ließ seinem Unmut freien Lauf: Es sei schade, dass „so ein Fußball“ auch noch belohnt würde. Nur Kampf, nur lange Bälle – Kassel habe für ihn als „Herzblut-Fußballer“ an diesem Abend schlechten Fußball gespielt und unverdient gewonnen. Finks Worte waren an Arroganz nicht zu überbieten, aber Gepöbel von frustrierten Ex-Profis, die verächtlich auf die Liga blicken, in der sie mittlerweile selbst spielen, gab es ja schon des Öfteren.

Tobi Damm bekam davon an dem Wochenende gar nichts mit. Weder nutzt er Facebook, wo Finks Schimpftiraden die Runde machten, noch hat er die Veröffentlichungen in der Presse dazu wahrgenommen. An jenem Montag aber stehen auf einmal mehr Kollegen als sonst in seinem Büro und sprechen ihn auf Finks Worte an. „Dann schau ich mal nach was da eigentlich passiert ist“, denkt er sich und recherchiert im Internet. Was er liest, macht ihn fassungslos. Am Abend beschließt er, einen offenen Brief zu schreiben, indem er hart mit Michael Fink ins Gericht geht – und das zu Recht. Denn zum Einen war der KSV an jenem Abend einfach die bessere Mannschaft, der Sieg hätte eigentlich noch höher ausfallen müssen. Und zum Anderen waren es die Mannheimer selbst, die einen unfassbar schlechten Ball spielten. Das sah auch Tobi Damm so. In seinem Brief schrieb er: „Wenn ich sehe, was Fink sich am Freitag zurechtgerumpelt hat – defensiv keinen Kopfball gewonnen, offensiv Pässe mit dem Außenrist gespielt, die alle beim Gegner gelandet sind – dann würde ich als Kapitän erstmal vor der eigenen Haustür kehren.“ Tobi Damm, sonst eher Stoiker als Hau-drauf, war sauer und stellte sich als Kapitän vor seine Mannschaft. Die Löwen hatten groß aufgespielt und attraktiven Fußball vor 2.200 Zuschauern geboten, die am Ende hoch zufrieden den Heimweg antraten.

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Kassel gg. Mannheim: Immer ein umkämpftes Duell. Foto: Rösch

Am kommenden Samstag treffen sich Damm und Fink am ersten Spieltag der Saison 2017/18 im Auestadion wieder. Diesmal aber nicht auf dem Platz. Beide sind nach dem Karriereende ihren Vereinen treu geblieben und stehen jetzt als Co-Trainer an der Seitenlinie. Spannend bleibt, wie sie die Leistung ihrer beiden Manschaften am Samstag nach Abpfiff beurteilen. Gerne dürften sie dabei wieder über ein 1:0 für Kassel sinnieren.

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