
Henrik Giese erzielte am vergangenen Samstag im Spiel gegen Pirmasens nach knapp drei Jahren sein erstes Tor für den KSV. Und was für eins. Nun sprechen alle vom Traumtor, gar vom Tor des Monats. Für Blog36 hat Henne sein Tor mal selbst zu Papier gebracht.
Gastbeitrag von Henrik Giese
Wie konnte sowas bloß passieren? Nach 75 deprimierenden Spielen ohne eigenes Pflichtspieltor hatte der Fußballgott am vergangenen Samstag gegen Pirmasens ein Erbarmen und schenkte mir ein Tor. Ich bin also Samstag hochschwanger endlich Vater eines jungen Tores geworden – um in dieser Sprache bleiben zu wollen.
Trotzdem frage ich mich, wo sich der Fußballgott, Abteilung Offensivtore, so lange rumgetrieben hat? Seit Monaten frage ich mich, woran es liegt, dass der Ball einfach nicht rein will? Du kannst doch nicht immer falsch laufen und dich bei Standardsituationen falsch positionieren. Ich wurde Lügen gestraft. Natürlich geht das. Und zwar über 75 Spiele. Doch nun ist es vollbracht und der frischgebackene Tor-Papa würde sich über weiteren Nachwuchs für seinen kleinen Torjungen wirklich freuen.

Aber jetzt zur Klärung der Eingangsfrage: Wie konnte das passieren? Die harten Fakten sind schnell erklärt: 29. Minute, 1-0-Führung im Rücken, Foulspiel ca. 20 Meter vor dem Kasten von Pirmasens, zentrale Position. Und nun? Wer schießt? Linksfuß oder Rechtsfuß? Ins Torwarteck oder über die Mauer? Wer soll schießen? Brandner und Bravo Sanchez stehen schon da. Ich hole mir erstmal den Ball und stelle mich dann mal dazu. Brandner und Bravo Sanchez waren beim Freistoß-Training in der Woche schon erfolgreicher als ich. Aber ich hab ein gutes Gefühl und sage zu den Jungs: „Hey, ich schieße!“ Alle gucken. „Bravo“, sag ich, „wir versuchen mal die Variante mit dem Lupfer.“ „Wirklich?“, fragt Adrian. „Lass uns doch lieber normal schießen. Das wär doch besser, oder?“ Und ich so: „Nein, wir machen das jetzt!“ „Alles klar. Na gut“, sagt Adrian. Alle schweigen und warten. Der Schiri stellt die Mauer. Währenddessen gibt Nicolai Lorenzoni Adrian in Bezug auf die richtige Ausführung noch ein paar Ratschläge. Adrian sieht mich an: „Henne, das geht nicht. Ich komme auf dem Geläuf nicht richtig unter den Ball!“ „Bravo, du machst das jetzt“, fordere ich ihn auf, „lupf das Ding einfach hoch und ich hau das Ding Volley drauf!“ „Ok, ich mach’s jetzt einfach“, entgegnet Adrian. Die Mauer ist gestellt, der Schiri pfeift. Ich konzentriere mich auf den Ball. Und auf Adrian. Der Ball springt beim Lupfen ein bisschen zu weit nach links, sodass ich die Murmel nicht Volley nehmen kann. Und nun? Egal. Der Ball muss jetzt auf den Kasten. Wie Lucas Albrecht vorher noch forderte: „Egal wer schießt, der Ball muss rein!“ Brandner geht einen Schritt zurück, so kann ich voll durchlaufen. Good job, Brandner. Wo sind denn die Abwehrspieler? Krass. Die bleiben ja einfach in der Mauer stehen. Ich muss den Ball einmal aufkommen lassen, Volley kann ich den nicht nehmen. Der Ball kommt einmal auf, so ist er auch schon ziemlich weit links an der Mauer vorbei. Auch nicht schlecht. Vielleicht kann die unsaubere Ausführung doch noch zu einem Vorteil werden. Ich denke mir: Jetzt einfach schön mit dem starken linken Schlappen durchziehen und das Ding ins lange Eck hauen. Ich treffe den Ball genau richtig. Rumms! Das Ding ist drin! Das Ding ist wirklich drin! Der Torwart springt noch irgendwie hoch. Aber das Ding ist drin! Mein erstes Pflichtspieltor für den KSV! Wahnsinn! Was folgt, ist großer Jubel. Alle kommen angelaufen. 2-0. Geil abgeliefert, würde Blog36 jetzt sicher sagen.
Kleiner Wermutstropfen: Ich schulde dem Brandner und unserem Trainer jetzt einen Kuchen vom Bäcker. Die haben nämlich in der Woche vorher beim Freistoßtraining mehr Tore erzielt als ich. Doch was soll’s? Ich habe endlich mein Tor!